Der Weltfrauentag bringt jedes Jahr aufs Neue gemischte Gefühle in mir zum Vorschein: Zum einen bin ich richtig erleichtert, dass sich mittlerweile so viele Unternehmen und Institutionen darum bemühen, zumindest am 8. März einen Beitrag zur Sichtbarkeit und Anerkennung der Frauen in dieser Welt zu leisten. Zum anderen beobachte ich mit konsequentem Stirnrunzeln (und gelegentlich erhöhtem Blutdruck), wie manche dieser Marketingaktionen meilenweit am Ziel vorbei schießen.
All die Postings und Newsletter, die uns Frauen zum Weltfrauentag - wohlgemerkt dem Internationalen Frauenkampftag - gratulieren, uns feiern wollen und uns auch noch Blumen schenken wollen, lassen mich oftmals sprachlos zurück.
(Nun ja, nicht ganz sprachlos: "I can buy myself flowers ...", brülle ich mit Miley im Chor.)
Die Geschichte von Frauen ist komplex, die Biographie jeder einzelnen Frau auf diesem Planeten ist komplex - und einzigartig. Aber die Benachteiligung von Frauen (um nicht zu sagen: ihre Unterdrückung) ist weiterhin gegenwärtig und alltäglich. Direkt vor unserer Haustür. Und oftmals auch dahinter.
In meiner eigenen Branche findet man zum Beispiel in den Programmen der drei größten deutschsprachigen Publikumsverlage nur zwischen 23 und 30 Prozent der Bücher von Autorinnen verfasst, obwohl es mehr Leserinnen als Leser gibt. (Quelle) Dazu hat die Studie frauenzählen herausgefunden, dass mehr Männer mit mehr Platz in den Medien Literaturkritiken verfassen. Unabhängig vom Geschlecht des/der Kritiker*in sind jedoch auch zwei Drittel der besprochenen Bücher von Männern verfasst worden. (Quelle)
Die schnelle Lösung für dieses Problem ist natürlich Sichtbarkeit. Und Solidarität.
Ganzjährig inspirierende Frauen
Mein bescheidener Beitrag an diesem Weltfrauentag sind daher ganzjährig empfehlenswerte Bücher von Autorinnen, denen es - in meinen Augen - gelungen ist, starke und unterhaltsame, interessante und kluge Frauencharaktere in ihren Geschichten ins Rampenlicht zu stellen.
Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Diese 5 Buchtipps sind mir in meinem Bücherregal ins Auge gesprungen, ich bin mir sicher, meine Buchsammlung gibt - bei noch genauerer Betrachtung - noch mehr Bücher mit starken Frauen her. 
Vielleicht findest Du ja das eine oder andere Buch, das Dich als Urlaubslektüre oder durch einen gemütlichen Sonntagnachmittag begleitet in meiner Liste aus Frauenromanen, kluger Belletristik und jedenfalls lesenswerten Büchern über starke Frauen.
Buchempfehlungen: Gute Frauenromane mit starken Frauen
Eine Liebesgeschichte zwischen Nigeria und den USA
Chimamanda Ngozi Adichie ("We should All be feminists") folgt in ihrem 2013 erschienenen Roman zwei jungen Nigerianer*innen, die ihr Heimatland verlassen.
Vor allem Ifemelus Zeit in den USA ist augenöffnend - nicht nur aus frauenpolitischer Perspektive.
Und außerdem ist der Roman eigentlich eine Liebesgeschichte ...
Zwischen Religion und Moderne
Elif Shafaks "Der Geruch des Paradieses" ist tatsächlich eines meiner Lieblingsbücher. Selten findet man in der Literatur eine derart kluge, feministische Abhandlung zu gegenwärtigen Themen, wie Religion, Tradition, Liebe, etc.
Selten darf in der Literatur eine Hauptperson so klug sein wie Peri.
Mütter und ihre Töchter
Elizabeht Strout ist eine verlässliche Autorin, wenn es um gute, intelligente Geschichten geht, in deren Zentrum Frauen ihren Weg durch einen meist recht unaufgeregten Alltag meistern.
In "Die Unvollkommenheit der Liebe" lernen wir Lucy Barton kennen, während eines längeren Krankenhausaufenthalts, der sie mit ihrer entfremdeten Mutter wiedervereint. Die Erzählung berührt Lucys von Verwahrlosung geprägte Kindheit, ihre Rettung mithilfe von Büchern und Schreiben sowie ihre Entscheidung als Erwachsene, ihre Familie zu verlassen.
Unkonventionell und unheimlich lustig
"Wo steckst Du, Bernadette?" ist ein absolut überraschendes, schräges Abenteuer, das bereits - mit Cate Blanchett in der Hauptrolle - verfilmt worden ist.
Dennoch sollte man auf den Sprach- und Wortwitz des Buches nicht verzichten, das aus der Perspektive von Bernadettes Tochter erzählt wird. Bernadette ist chaotisch, unkonventionell und dennoch sehr sympathisch.
Kleinstadt und sehr viel Witz
Es gibt wenige Autorinnen, die Witz, Sex und starke Frauencharaktere so humorvoll und spannend schreiben können wie Lucy Score. So auch ihre aktuelle Serie, die mit "Things we never got over" startet.
Ein richtiges Lesevergnügen!
Humor und Genuss
Abschließend empfehle ich noch eines meiner Bücher. In "Genussvoll" lernen wir Eliza kennen, die ihr Leben eigentlich ohne große Schwierigkeiten und Aufregungen meistert. Bis ihr neuer Nachbar Fred, ein Koch, immer wieder mit neuen kulinarischen Verlockungen in ihren geruhsamen Alltag einbricht.
Für Fans von Lucy Score, Hera Lind und Ildiko von Kürthy.
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Credit: Fotos von Priscilla Du Preez via Unsplash
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